Christian Lukas, 22, ist auf der Flucht. Er war Teilnehmer einer fehlgeschlagenen Medikamentenstudie und zusammen mit seiner Freundin Anna entdeckte er den Tod eines Teilnehmers. Doch anstatt den Vorfall aufzuklären, vertuschten die Ärzte den Vorfall. Als auch Anna beginnt, Anzeichen der tödlichen Nebenwirkungen zu zeigen, bricht Christian aus dem Testcenter aus, um Hilfe zu holen. Doch weder Polizei noch Ärzte glauben seine Geschichte, denn Christian leidet an paranoider Schizophrenie. Einzig seine Schwester Alice steht ihm bei, obwohl auch sie erhebliche Zweifel hat - bis plötzlich tatsächlich unbekannte Verfolger auftauchen. Doch was ist die wahre Geschichte hinter Christians Flucht? Wie viel von dem, was wir mit ihm erleben ist nur Psychose? Existiert das Mädchen in Gefahr überhaupt? Nocebo - Ein Wahrnehmunngs-Thriller. Die Lektüre der Gebrauchsinformation eines Arzneimittels ist nicht für jeden unproblematisch: Denn manch einer fühlt sich durch die lange Liste der möglichen negativen Begleiterscheinungen des Präparates derart verunsichert, dass sich Beschwerden tatsächlich einstellen. In einem solchen Fall ist vom Nocebo-Effekt die Rede. Er ist das negative Gegenstück zum bekannten und breit erforschten Placebo-Effekt – das sind zum Beispiel Pillen, die helfen, obwohl sie gar keinen Wirkstoff enthalten. Der Nocebo-Effekt bewirkt jedoch das Gegenteil – mitunter sorgt er auch dafür, dass Patienten Therapien abbrechen. Nocebo-Effekt – was ist das genau? Der Nocebo-Effekt ist das negative Pendant zum Placebo-Effekt. Beide Begriffe kommen aus dem Lateinischen. Placebo steht für „Ich werde gefallen“. Dieser Effekt tritt ein, wenn ein Mittel ohne Wirkstoff, also ein Scheinmedikament, Schmerzen lindert. Manche Menschen lesen den Beipackzettel von Medikamenten und können die Nebenwirkungen schon spüren. Andere bekommen vom Arzt eine Fehldiagnose und. Nocebo ist das Gegenteil von Placebo - unbedachte Äußerungen von Ärzten können krank machen. Das Gleiche gilt für eine allzu ausführliche Aufklärung über. Beim Nocebo-Effekt ist es genau andersherum. Der Begriff bedeutet „Ich werde schaden“. Beim Nocebo-Effekt handelt es sich um negative Reaktionen des Körpers auf eine medizinische Behandlung – hervorgerufen durch negative Einstellungen, Angst oder frühere negative Erfahrungen, wie die Ärztin Christiane Roick vom erläutert. Welche Rolle spielt dabei die eigene Psyche? Sie ist der Dreh- und Angelpunkt. „Die Psyche ist derart mächtig, dass sie Beschwerden auslösen kann“, sagt Psychiater und Hochschullehrer Prof. Gerhard Gründer. So ist bei Patienten die Wahrscheinlichkeit hoch, dass bestimmte Nebenwirkungen auftreten, wenn sie davon fest überzeugt sind. In anderen Fällen verschlimmern sich die Symptome. „Das kann sogar so weit gehen, dass Patienten angezeigte und für ihre Gesundheit wichtige Therapien nicht fortführen“, erklärt Roick. Ist der Nocebo-Effekt überhaupt wissenschaftlich belegt? „Die Existenz von Nocebo-Effekten ist wissenschaftlich sehr gut belegt“, sagt die Hochschullehrerin an der Klinik für Neurologie der, Prof. Ulrike Bingel. Sie gehört zu einem Forscherteam, das sich mit Placebo- und Nocebo-Effekten beschäftigt. Bingel verweist auf Studien, wonach die Bedeutung von Nocebo-Effekten für das Scheitern von medizinischen Behandlungen im klinischen Alltag oft unterschätzt wird. Bei anderen Studien wurden Medikamente mit Placebos verglichen. Hierbei wussten Patienten aber nicht, ob die von ihnen eingenommenen Tabletten einen Wirkstoff enthalten oder nur ein Placebo sind. In diesen Studien finden sich in der Placebogruppe oft ähnlich häufig Nebenwirkungen wie in der Wirkstoffgruppe – ein klarer Hinweis also auf Nocebo-Effekte. Muss denn jede mögliche Nebenwirkung aufgelistet werden? Ja, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Diese Informationen wollen Ärzte und Apotheker, aber auch Verbraucherschutz- und Patientenorganisationen ausdrücklich haben. „Die Hinweise sind wichtig für die Abwägung von Nutzen und Risiken einer individuellen Therapie“, betont Siegfried Throm. Er ist Geschäftsführer Forschung beim Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Was können Ärzte tun, um Nocebo-Effekte zu verhindern? Ärzte sollten im Gespräch auf den Patienten individuell eingehen und sich in seine Lage versetzen. Wichtig ist hierbei, sich verständlich auszudrücken, also keinen Fachjargon zu benutzen. „Unbedachte und negative Äußerungen sollten möglichst vermieden werden“, sagt Robert Jütte, Vorstandsmitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer. Und was können Patienten selbst tun? „Nocebo-Effekte lassen sich nicht mit Sicherheit vermeiden“, erklärt Roick vom. Hilfreich kann aber sein, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass auch eigene Erwartungen und Einstellungen einen Einfluss auf die medizinische Behandlung haben. „Wenn ein Patient durch eine in der Packungsbeilage aufgezählte mögliche Nebenwirkung verunsichert ist, dann kann er beim Arzt oder Apotheker fragen, wie häufig überhaupt die negative Begleiterscheinung bislang aufgetreten ist“, sagt die Mannheimer Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Doris Wolf. Heißt es dann „in zehn Fällen nur einmal“, dann sollte sich der Patient vor Augen führen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet er betroffen sein wird, nicht unbedingt gegeben ist. Gerhard Gründer rät außerdem dazu, Informationen über ein bestimmtes Medikament oder eine Behandlung, die ein Patient zum Beispiel im Internet oder in den Medien liest, kritisch zu hinterfragen. „Prinzipiell ist es gut, wenn Menschen sich selbst informieren“, betont der Psychiater. Allerdings sollte über die erworbenen Kenntnisse in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt gesprochen werden, schließlich ist eine Therapie immer individuell – und jeder Fall ist anders. Wolf empfiehlt Patienten, Katastrophenfantasien bewusst zu durchbrechen und sich positiven Dingen zuzuwenden. „Hilfreich kann auch sein, Berichte und Biografien von Menschen zu lesen, die die Krankheit überwunden haben“, sagt sie.
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March 2019
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